Forschungsprojekt: SNAP-Update
von Matthias Fuchs
Um bereits in der frühen Planungsphase Nachhaltigkeit mit Baukultur zu vereinen, kommt dem Planungswettbewerb eine herausragende Bedeutung zu.
Hierfür wurde von uns im Jahr 2013 die „Systematik für Nachhaltigkeitsanforderungen in Planungswettbewerben (SNAP)“ veröffentlicht. Im Rahmen dieses Folgeforschungsprojektes wurden die zwischenzeitlich gewonnenen Praxiserfahrungen gesammelt, ausgewertet und die SNAP-Methodik fortgeschrieben.
Im Ergebnis soll das SNAP-Update dazu beitragen, dass Nachhaltigkeitsaspekte bei öffentlichen und privaten Planungswettbewerben als selbstverständlicher Bestandteil Berücksichtigung finden. Dies bedarf eines übergreifenden Ansatzes, der einerseits die komplexen ganzheitlichen Anforderungen des nachhaltigen Bauens im Rahmen von Planungswettbewerben thematisiert und andererseits die Akzeptanz der Wettbewerbsbeteiligten gewährleistet.


Die Neuauflage untergliedert sich nach Zielgruppen in zwei Bände.
In Band 28 „Wettbewerbsverfahren“ werden für alle Verfahrensbeteiligten – Auslober, Preisrichter, Wettbewerbsbetreuer, Sachverständige und Teilnehmer die Grundlagen der Systematik erläutert.
In Ergänzung stellt Band 29 „Planungs- und Arbeitshilfen“ weitere Hintergrundinformationen und insbesondere Werkzeuge für die praktische Anwendung bereit.
Nachhaltigkeitsrelevante Aufgaben nach Verfahrensphasen
Planungswettbewerbe sind auch als „sozialer Prozess“ zu verstehen – formelle und informelle Regelungen, die Wahrnehmungsmuster und das Problembewusstsein der beteiligten Akteure sowie ihre Verantwortlichkeiten im Verfahrensablauf prägen das Wettbewerbsergebnis. Demnach sind bei der Integration von Nachhaltigkeitsaspekten sämtliche Verfahrensphasen zu beachten und alle entscheidenden Wettbewerbsbeteiligten einzubinden.


Nachhaltigkeitskriterien und -indikatoren in Architekturwettbewerben
Eine wesentliche Orientierungshilfe liefern die auf Basis des BNB/DGNB-Systems definierten 15 vorentwurfsrelevanten Kriterien, denen Indikatoren, Planungsaspekte bzw. Benchmarks zugeordnet sind. Gemäß dieser Struktur werden die Anforderungen in der Auslobung formuliert, in der Vorprüfung evaluiert und die zentralen Entwurfsmerkmale der jeweiligen Arbeiten im Preisgericht erläutert.
Der SNAP-Vorprüfbericht im Detail
Grundsätzlich besteht die Ergebnisdarstellung der SNAP-Nachhaltigkeitsevaluation im Vorprüfbericht aus drei Elementen. [1] Erstens erfolgt eine grafische Auswertung von Planungskennwerten. Die Balkendiagramme ermöglichen die Einordnung der jeweiligen Arbeit im Wettbewerbsmittel hinsichtlich wesentlicher Merkmale, wie beispielsweise des Fensterflächenanteils, der Kompaktheit oder der prognostizierten CO2 -Emissionen. [2] Zweitens werden die jeweiligen Wettbewerbsbeiträge auf Kriterien-Ebene mittels Indikatoren und Beurteilungsaspekten textlich beschrieben. [3] Drittens werden die Ergebnisse der einzelnen Kriterien zusammenfassend grafisch dargestellt (z. B. durch Ampelindikatoren oder verwandte Illustrationen). Bewährt hat sich die Unterscheidung:
- Nachhaltigkeitsanforderungen erfüllt und/oder Kennwerte im oberen Wettbewerbs-Quantil
- Nachhaltigkeitsanforderungen teilweise erfüllt und/ oder Kennwerte im mittleren Wettbewerbs-Quantil
- Nachhaltigkeitsanforderungen stark eingeschränkt bzw. nicht erfüllt und/oder Kennwerte im unteren Wettbewerbs-Quantil

Prämissen
Die SNAP-Methodik greift bestehende Ansätze auf und fügt sich in die bewährte und gängige Praxis von Wettbewerbsverfahren ein. Denn nur wenn vor allem die Teilnehmer sowie das Preisgericht einen Erkenntnisgewinn sehen, können neue Anforderungen etabliert werden.
Die Bedeutung des architektonischen Entwurfs als Beitrag zum nachhaltigen Bauen ist noch längst nicht ausgeschöpft.
Die nachfolgenden Prämissen wurden bereits bei der Methodenentwicklung aufgestellt und bilden den Lösungsrahmen ab:
1. Fokussierung auf tatsächlich vorentwurfsrelevante, gestaltprägende Aspekte
2. Ableitung eines umfassenden Nachhaltigkeitsverständnisses auf Grundlage des BNB-Systems
3. Berücksichtigung aller Verfahrensphasen von der Auslobung über die Vorprüfung bis zum Preisgericht
4. Einbindung der entscheidenden Akteure in den jeweiligen Wettbewerbs- und Entscheidungsprozess
5. Nachweis der Nachhaltigkeitsanforderungen im Rahmen üblicher Wettbewerbsleistungen
6. Definition wettbewerbsgerechter Planungskennwerte bzw. Abschätzungen, die sich einfach vorprüfen lassen
7. grafische Anschaulichkeit der Ergebnisse im Vorprüfbericht, jedoch ohne Gewichtung oder Gesamtnote
8. Integration in den BNB-Zertifizierungsablauf, insbesondere Zielvereinbarung und Pre-Check
9. Anpassbarkeit der Nachhaltigkeitsanforderungen, der Vorprüfungsmethoden und der Ergebnisdarstellung an das spezifische Verfahren
Link zum Projektsteckbrief des BBSR
Download der vier Einzeldateien (Bd. 28, 29 sowie das Vorprüfungs- und LCC-Tool)
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